Die Nordlichter in Tromsö ziehen jedes Jahr tausende von Touristen an. Und das auch völlig zurecht. Das nächtliche Schauspiel am winterlichen Himmel Nordnorwegens ist wirklich ein unvergessliches Erlebnis. Betrachtet man die grün-lila-blauen Farbenspiele, die für einige Sekunden ihre Konturen am Himmel zeichnen, kann man kaum glauben, dass es sich dabei um ein natürliches Phänomen handelt. Es sieht vielmehr nach Spezialeffekten made in Hollywood aus.
Tromsö (eingedeutscht; eigentlich Tromsø) gilt mittlerweile als heimliche Hauptstadt der Nordlichter. Natürlich gibt es auch an anderen Orten dieser Welt, die Möglichkeit, Nordlichter zu bestaunen. Traditionell streiten sich Norwegen, Schweden und Finnland darum, welches das Land der schönsten Nordlichter sei. Doch Tromsö hat den großen Vorteil, dass es aufgrund des Flughafens gut angebunden ist. Seit kurzem gibt es zum Beispiel einen Direktflug von München aus. Die Nordlichter in Tromsö haben sich wirklich zum Touristenmagneten in den letzten Jahren entwickelt. Darüber hinaus hat die Stadt aber noch Einiges mehr zu bieten.
Inhaltsübersicht
Tromsö – längst kein Geheimtipp mehr
Oslo kann jeder Pauschaltourist. Trondheim ist was für Hipsters. Aber Tromsö bietet für jeden Geschmack etwas. Hier kommen Abenteurer und Naturliebhaber auf ihre Kosten. Wintersportler und Kulturinteressierte. Tromsö ist eine Stadt der Superlative. Also streng genommen eines Superlativs – der/die/das Nördlichste! Rund 350 Kilometer über dem Nordpolarkreis gelegen, beheimatet Tromsö nicht nur die nördlichste Universität der Welt. Hier gibt es auch die nördlichste Kathedrale und die nördlichste Bierbrauerei auf dem gesamten Globus. Angeblich kann man in Tromsö auch beim nördlichsten McDonalds der Welt speisen, doch dabei könnte es sich auch um eine Urban Myth handeln.
Tromsö wird umgangssprachlich auch als Paris des Nordens bezeichnet. Die Stadt ist wirklich sehenswert. Ein Teil der Stadt liegt auf dem Festland. Das Stadtzentrum mit seiner schönen Altstadt ist eine Insel und kann über eine große Brücke erreicht werden. Tromsö ist eine Studentenstadt. Die Universität ist eine der größten und renommiertesten in Norwegen. Und in Deutschland etwa mit Tübingen, Heidelberg oder Marburg zu vergleichen. Von den rund 75.000 Einwohnern ist jeder Zehnte Student. Das macht sich auch in Stadt bemerkbar. Es gibt auffallend viele Bars, Kulturzentren und Clubs.
Sehenswürdigkeiten in Tromsö
Neben den Nordlichtern in Tromsö gibt es eine Menge weiterer Sehenswürdigkeiten, die die Stadt und ihre Umgebung zu bieten haben. Das Erlebniszentrum Polaria ist wirklich einzigartig. Hier erfährt der neugierige Besucher alles über die Polarregion und die Barentssee. Tromsö war früher Ausgangsort vieler Polarexkursionen. Roald Amudsen, der berühmte Forscher und Seefahrer begab sich von hier aus ins ewige Eis. Über seine Expeditionen und viele weitere spannende Geschichten aus dem hohen Norden kann man sich im Polarmuseum informieren. Beeindruckend ist auch das arktische Aquarium, in dem man u. a. Bartrobben beobachten kann. Im Tromsø Museum wird einem die Geschichte der Ureinwohner Nordnorwegens, der Samen nähergebracht.
Die Eismeerkathedrale von Tromsö ist weltberühmt und ein Wahrzeichen der Stadt. Sie hat das größte Glasmosaikfenster Europas. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Sehr interessant ist auch Skansen. Dabei handelt es sich um die mittelalterliche Festungsanlage der Stadt. Auf dem Areal befindet sich auch eine Galerie mit den Gemälden bekannter nordnorwegischer Maler. Im Sommer finden auf Skansen auch Festivals statt. Dort kann man den Klängen unterschiedlichster Musikrichtungen lauschen. Und das bei äußerst guter Nachtsicht, denn während des Mittsommers wird es in Tromsö nicht dunkel. Im Gegenteil – nachts um Zwölf kommt die Sonne raus! Der Begriff Sommer ist übrigens etwas irreführend. In Tromsö wird es auch in den Sommermonaten nie wärmer als 15 bis 20 Grad.
Nordlichter in Tromsö
Dafür wird es aber auch im Winter nicht allzu kalt. Die Temperaturen sinken selten auf weniger als minus zehn Grad. Der warme Golfstrom ist dafür verantwortlich, dass die Halbinsel Tromsö nie ganz auskühlt. Begibt man sich allerdings auf Touren ins Landesinnere, kann es schnell mal spürbar kälter werden. Bei minus 20 bis minus 30 Grad muss man sich schon warm anziehen. Beispielsweise wenn es hoch ans Nordkap geht. Das Nordkap liegt 500 Kilometer über dem Nordpolarkreis. Hier ist offiziell das europäische Festland zu Ende. Dann kommen erst einmal 2000 Kilometer Eismeer, bevor der Nordpol auftaucht.
Die Winterzeit ist auch die Zeit der Nordlichter in Tromsö. Am 27. November geht die Sonne unter und lässt sich bis 14. Januar überhaupt nicht mehr blicken. Knappe zwei Monate herrscht mehr oder weniger absolute Dunkelheit. Für die Einheimischen gehört es zur jährlichen Normalität. Für Besucher der Nordmetropole kann es durchaus gewöhnungsbedürftig sein. Viele benutzen künstliches UV-Licht und lassen sich bestrahlen, damit ihr Vitamin D-Haushalt nicht völlig absinkt. Manchen hilft auch der selbstgebrannte Moonshine, der in Nordnorwegen sehr beliebt ist.
Jedenfalls ist die dunkle Winterphase optimal, um in Tromsö Nordlichter zu beobachten. Für einen Augenblick zerreißen die faszinierenden Farbenspiele die schwarze Nacht. Ein unvergleichliches Schauspiel, dass man einfach mal leibhaftig gesehen haben muss. Ein Foto oder Filmaufnahmen können nicht annährend die Atmosphäre wiedergeben, die die Nordlichter erzeugen, wenn sie über die eigenen Köpfe hinwegziehen.
Von Tromsö aus auf den Lofoten
Wer länger in Tromsö ist, sollte unbedingt einen Ausflug auf den Lofoten einplanen. Mit den traditionsreichen Hurtigruten, der alten Postschifflinie, braucht man etwa einen Tag dorthin. Hier ist der Weg definitiv Teil des Ziels. Es geht an atemberaubenden Küsten entlang und durch wunderschöne Fjorde. Der Lofoten ist eine Inselgruppe westlich von Norwegen. Besonders interessant ist das alte Fischerörtchen Å – die Stadt mit dem kürzesten Namen auf der Welt. Etwa 100 Menschen leben dort, die hauptsächlich vom traditionellen Fischfang leben. Torskfisk – Stockfisch ist der berühmteste Exportschlage der Insel. In Å befindest sich auch das Norwegische Fischereimuseum.
Die Inseln des Lofoten sind wirklich ein Naturschauspiel. Berge, Wälder und kleine Fischerorte laden zu ausgedehnten Wanderungen und Spaziergängen ein. Empfehlenswert ist ein Besuch von Stokkvika, einem Fischerortmuseum, in dem Gäste auch in einer Jugendherberge übernachten können. Auf der Insel Austvågøya liegt Svolvær, die größte Stadt des Lofoten mit knapp 4.500 Einwohner. Das Wahrzeichen der Stadt ist die Felsformation Svolværgeita. In Svolvær befinden sich auch mehrere Galerien bekannter norwegischer Künstler, die selbst hier gelebt und gearbeitet haben.
Wer sich also auf die Jagd nach Nordlichtern in Tromsö machen möchte, sollte unbedingt etwas Zeit einplanen. Eine Reise in den wilden und schönen Norden Norwegens macht man wahrscheinlich nicht jedes Jahr. Und Tromsö und seine Umgebung haben auf jeden Fall eine Menge zu bieten.