Nach etwas mehr als einer Woche auf Sizilien, dabei vor allem auf den Liparischen bzw. „äolischen“ Inseln, lautet mein Fazit: Auf jeden Fall sehenswert und vor allem kulinarisch ein echtes Erlebnis. Mein letzter sogenannter Urlaub liegt ja gefühlt schon ca. vier Jahre zurück, als meine Frau Bea und ich von den Philippinen aus in Richtung Europa aufgebrochen sind, um für ca. 5 Wochen auf dem Jakobsweg zu wandern.
Den etwa dreiwöchigen Aufenthalt auf Phuket in November 2017 zähle ich jetzt nicht als Urlaub, weil wir dort ja gearbeitet haben und gewissermaßen ein „digitales Nomadenleben“ führten. Auf Sizilien hatte ich seit langer Zeit kein Notebook mit dabei (selbst auf dem Camino de Santiago war das mit im Gepäck, wofür ich von einigen Pilgern damals durchaus gerügt wurde). Eine Woche lang wirklich einmal abschalten, auf neue Gedanken kommen – und das funktioniert auf Sizilien ganz gut.
Inhaltsübersicht
Anreise nach Lipari über Palermo
Auf der Suche nach günstigen Flügen bin ich recht schnell auf Eurowings gestoßen. Selbst ein von mir gewünschter Gabelflug von München nach Palermo, dann Catania nach München, fiel mit ca. 80 Euro pro Person / pro Weg recht budgetfreundlich aus. Ich wollte die sizilianische Hauptstadt unbedingt einmal besucht haben im Zuge unserer kleinen Sizilien-Rundreise, und Bea hatte denn für unseren Tag in Palermo auch schon eine interessante Streetfood-Tour ausfindig gemacht.
Der Flug sollte von München aus recht früh starten – um 06:00 Uhr. Schon am Vorabend wurde uns per SMS und E-Mail mitgeteilt, dass sich unser Flug verspäten würde, und trotzdem sollten wir pünktlich am Gate sein. Das hieß konkret Aufstehen schon um 03:00 Uhr morgens, dann per Bus und S-Bahn zum Münchner Flughafen. Der Flug von München nach Palermo ging dann etwas nach 8:00 Uhr los und nach etwa zwei Stunden Flugzeit waren wir in Siziliens Hauptstadt angekommen.
Weiter ging es per Bus ins schöne Zentrum der Altstadt. Bea hatte zuvor ein gut gelegenes BnB ausfindig gemacht: die Casa Galati*. Der Betreiber Marco war nicht nur ortskundig sondern servierte uns gleich einen originalen „caffè“, was in deutschen Gefilden ein Espresso ist und nicht etwa ein Milchkaffe. Nach einem kurzen Nickerchen machten wir uns dann auf, um Palermos Sehenswürdigkeiten zu erkunden.
Sehenswürdigkeiten in Palermo
Der erste Stop war ein lokales Restaurant, das uns Marco vorgeschlagen hatte: die Trattoria Al Vecchio Club Rosanero. Trotz anfänglichen Verständigungsschwierigkeiten schafften wir es, die Pasta-Spezialität „Spaghetti con Ricci Di Mare (Seeigelrogen)“ zu bestellen.
Das Restaurant schien auch mit der ersten Fußballmanschaft Palermos verbunden zu sein, und ich konnte den ehemaligen Spieler von Bayern München Luca Toni an der Wand entdecken, was wiederholten Anlass zum umständlichen Gespräch mit dem Kellner bot. Mein Versuch, durch meine Fußballkenntnis Eindruck zu schinden, scheiterte kläglich. Eine Bemerkung am Rande: in fast allen sizilianischen Restaurants sollte man im Zweifelsfall zweimal prüfen, welche Kosten auf einen wirklich zukommen (Stichwort „coperto“, Service-Geld, versteckte Zusatzkosten etc. pp.).
Zu den obligatorischen Sehenswürigkeiten Palermos gehören u.a. das Teatro Massimo, der Palazzo Reale, die Kathedrale von Palermo und die Straßenmärkte von Ballarò, Il Capo und Vucciria. Palermo und ganz Sizilien hat eine kunterbunte Geschichte, die noch deutlich vor den Annalen des Römischen Reiches beginnt. Die ältesten jungsteinzeitlichen Funde gehen ins 4. und 5. Jahrtausend vor Christus zurück, und die Bauwerke zeichnen sich oftmals durch einen einzigartigen Mix verschiedenster kultureller Strömungen aus.
Wir waren offen gesagt zu faul, und es war auch einfach zu heiß, sich alle Bauwerke von innen anzusehen, weshalb ich an dieser Stelle einfach mal ein paar Bilder sprechen lasse:
Das Highlight unsere Palermo-Aufenthaltes war die geführte „Stree-Food-Tour“. Unser lokaler Guide führte uns in die kulinarische Welt ein, und neben dem berühmt-berüchtigten Milzbrötchen „pane ca meusa“ probierten wir auch leckeren Tintenfisch „pulpo“, „arancini“ und weitere Delikatessen, deren Namen ich leider schon wieder vergessen habe. Doch eine solche Tour ist absolut zu empfehlen, da sie gleichzeitig eine Reise in die sizilianische Geschichte darstellt! Diese Foodtouren inkl. Marktgeschrei kosten ca. 30 – 40 pro Person, ohne Essen. Die Kostproben erhält man oftmals schon ab 1 Euro.
Transfer nach Lipari
Von Palermo ging die Weiterreise erst per Zug, dann per Fähre nach Lipari. Überhaupt sind Sizilien und die liparischen Inseln gut mit Fähren von verschiedensten Städten aus zu erreichen. Für uns hieß es zunächst in ca. 2 Stunden von Palermo nach Milazzo, und die Fähre von Milazzo nach Lipari brauchte dann noch einmal ungefähr eine Stunde. Wir hatten die Fährtickets vorher gebucht, was ich im Nachhinein wohl nicht mehr machen würde – der einzige Monat mit wirklich viel Touristenaufkommen scheint der August zu sein, und dann können die Tickets schon einmal rar werden.
Am Hafen von Lipari angekommen, wartete auch schon Claudio von der Villa Paradiso* auf uns. Er und seine Brüder betreiben einige Unterkünfte auf Lipari, und unsere hatte einen wirklich grandiosen Blick auf das Umland und selbst vorgelagerte Inseln und Vulkane.
Nach einer kurzen Fahrt vom Hafen zur Unterkunft (ca. 6 km) waren wir in unserem Zuhause für knapp eine Woche angekommen. Zwar liegt die Villa Paradiso etwas weg vom Schuss und ohne fahrbaren Untersatz wäre man etwa aufgeschmissen, aber dafür ist das Ambiente wirklich einzigartig. Zudem sollte hier auch die Hochzeit von Freunden stattfinden, welche der eigentliche Anlass unserer Reise nach Sizilien war.
Was mir sowohl bei der Ankunft in Lipari als auch auf einer Fahradtour rund um die Insel aufgefallen ist: Hier cruisen ziemlich viele Segelboote, Yachten als auch größere Kreuzer vorbei. Die liparischen Inseln scheinen sehr beliebt zu sein, und es gibt zahlreiche Angebote auf globesailor.de und ähnlichen Websites, welche Lust auf Meer machen.
Vom kleinen Hafen in Lipari aus, sind wir dann auch auf eine Rundreise zu anderen liparischen Inseln aufgebrochen. Darunter Vulcano, Panarea und Stromboli. Die erste Insel wartete mit einem Schlammbad auf uns – eine Erfahrung, auf die ich im Nachhinein eher verzichtet hätte. Der schweflige Gestank nach faulen Eiern ist auch Tage nach unserem Besuch noch in unseren Klamotten und kaum zu beseitigen. Auf Panarea war es dann so heiß, dass wir uns nur im Schatten einer Kirche aufhalten konnten.
Stromboli war für mich die schönste Insel, und hier packte ich dann noch meine Laufschuhe aus und dreht zwei Runden, sodass ich auf gute 10 km kam. Hier könnte ich mir gar vorstellen, einmal für ein paar Tage länger zu bleiben. Diese Inselrundfahrt wird in verschiedensten Kombinationen angeboten und hat für uns pro Person ca. 35 – 40 Euro gekostet. Dabei ging die Tour den ganzen Tag über von ca. 09:00 Uhr morgens bis nach 22:00 Uhr nachts. Im Preis inkludiert ist dabei nur das Schnellboot, überraschenderweise gab es auch keine Getränke oder Snacks an Board.
Nach etwas mehr als einer Woche auf Sizilien ging es dann wieder zurück in Richtung Heimat. Von Lipari aus mit der Fähre nach Milazzo, dann über Messina mit dem Zug weiter nach Catania. Mein „besonderes Mitbringsel“ von Lipari waren ein paar Mückenstiche am letzten Abend, die sich während des Flug von Catania zurück nach München so entzündet haben, dass ich am Abend der Rückkehr regelrechte Klumpfüße hatte.
Der Doktor verschrieb mir am nächsten Tag Antibiotika, um dem ganzen Herr zu werden, was für mich ein echtes Novum war. Man sollte also auf jeden Fall auch das Anti-Mücken-Spray auf der Reise nach Sizilien nicht vergessen – die Plagegeister schienen mir dort besonders aggressiv zu sein. Palermo und Lipari waren die Reise absolut wert, und ich werde viele verschiedene Erinnerungen an diesen Urlaub behalten.