Italien ist zwar eine Radsportnation, was die Begeisterung für den Giro d’Italia und andere Radrennen beweist, eine Radfahrernation ist das Land aber noch lange nicht. In Italien herrscht die größte Autodichte Europas, 670 Autos kommen auf 1000 Einwohner. Die italienischen Stadtplaner haben in vielen Städten den Radverkehr genauso wie den öffentlichen Personennahverkehr vielfach schlicht vergessen: Es gibt für die 58 Millionen Einwohner und die Touristen gerade einmal 7500 km Radwege – gerade die Metropolen Rom und Mailand verfügen über nur über 15 bis 20 m Radweg je 1.000 Einwohner. Die italienische Hauptstadt kommt somit auf rund 150 km Drahteselpisten, die hauptsächlich am Ufer des Tibers zu finden sind.
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Radwege in italienischen Städten: Rom pfui, Ferrara hui!
Das Video zeigt das ganz normale Verkehrschaos an einem Sonntag Vormittag in Rom:
Die unzureichende Infrastruktur erschwert das Radfahren in Italien erheblich, auch weil Verkehrsregeln von den Verkehrsteilnehmern nicht wirklich befolgt werden. Deshalb nutzen die Italiener das Fahrrad eher für den Sport als für den Alltag. Doch es gibt Ausnahmen.
Ferrara in der Emilia-Romagna – die radfahrerfreundlichste Stadt Italiens
Für diejenigen, die das Radfahren eher als Lebensrhythmus betrachten, gibt es in Bezug auf Radlerfreundlichkeit einige fortschrittliche Städte. Allen voran Ferrara, südlich des Gardasees in der Emilia-Romagna gelegen, das als radfahrerfreundlichste Stadt Italiens gilt. Von den etwa 135.000 Einwohnern dieser sehenswerten Universitätsstadt verwenden rund 90 Prozent der Bürger den Drahtesel. Die Verkehrsregeln in Ferrara sind ideal für Radfahrer, so dürfen diese dort Einbahnstraßen auch entgegen der regulären Fahrtrichtung benutzen. Südlich der Emiglia-Romagna liegen die Regionen Toskana und Umbrien, die für das Radfahren ebenfalls relativ gut geeignet sind.
Mit dem Mountainbike am Gardasee und andere Radfahr-Regionen
Südlich der Dolomiten gelegen, bietet der in der letzten Eiszeit geformte Gardasee alpines Flair in einer farbenfrohen Landschaft, durch die sich mehr als 1500 Radtourwege schlängeln. Schon am Reschen- oder Brennerpass beginnt die im Aufbau befindliche „Ciclopista del Sole“ (Radweg der Sonne), eine Radwanderroute, die bis nach Sizilien und Sardinien geplant ist. Bereits fertiggestellt sind die Strecken von den Pässen hinunter zum Gardasee und an diesem entlang. Dass ein Mountainbike am Gardasee die richtige Wahl ist, ergibt sich aus den großen Höhenunterschieden, die man in den Alpen zurücklegen muss und zudem führen viele der Radwanderwege teilweise über unbefestigte Wege und Schotterpisten. Mehr Info zum Thema Mountainbike bei fahrrad.de.
Radfahren ohne Radwege Apulien, Sizilien und Sardinien
Fahrradurlauber schätzen trotz der spärlich vorhandenen Radwege auch die süditalienischen Regionen Apulien, Sizilien und Sardinien. Abseits der Hauptverkehrsstraßen herrscht dort sehr wenig Verkehr und die schöne Landschaft lässt sich auf kleinen Landstraßen wunderbar vom Sattel aus erkunden.
Italienische Verkehrsregeln und italienisches Wetter
Für Radfahrer gilt ab Anbruch der Dämmerung Warnwesten-Tragepflicht und für Kinder bis 14 Jahre gilt Helmpflicht. Die italienischen Verkehrsregeln erlauben es, einen Fahrradanhänger mitzuführen (für Kinder oder Gepäck), der am Abend beleuchtet sein muss und inklusive Fahrrad maximal 3 Meter messen darf. Die maximale Höhe beträgt 1 Meter, Breite 75cm und Gewicht 50kg. Ratsam ist es, Ersatzspeichen und -teile von zuhause mitzunehmen. Die besten Zeiten für einen Radurlaub in Italien sind Frühjahr in Herbst, während Juni bis August in der Regel zu heiß und November bis März zu ungemütlich sind.
Eine Antwort zu “Radfahren in Italien: verrückt nach Radsport, aber wenig Radfahrer”
Meine Familie und ich sind auch absolute Rad-Touristen. Diesen Sommer waren wir in Meran in Südtirol und es war einfach herlich die wunderschöne Landschaft mit dem Rad zu erkunden. Nicht nur die Städte haben in Italien so einiges sehenswertes zu bieten.