Im ersten Beitrag habe ich von der Küste berichtet – und zwar überwiegend von den positiven Seiten: alte Kulturen und Denkmäler, die schönen Strände und Old Mombasa, Seafood und exotische Früchte. Leider hat Kenia auch negative Seiten und leider zunehmend mehr. Das Land wird immer teurer, die Parkeintritte steigen in „unanständige“ Höhen und das gleiche gilt für Safaris und die Unterkünfte in den Nationalparks und Wildreservaten. Ein Großteil der Straßen sind in miserablem Zustand. Das gilt auch für solche, die erst vor wenigen Jahren neu asphaltiert wurden. Eines der Hauptprobleme, das natürlich von den kenianischen Behörden klein geredet wird, ist die hohe Kriminalität, sowohl an der Küste wie in den großen Städten im Hochland: Nairobi, Nakuru, Nyeri, Kisumu. Die Polizei ist korrupt und ein Staat im Staat – völlig unkontrolliert und oft unter einer Decke mit den Kriminellen (auf der Basis 50:50…).Оформить микрозайм на карту срочно
Die Wildreservate: wunderschön, aber sackteuer
Kenia ist ein Land mit vielen und großartigen Wildreservaten, die, neben den Badestränden an der Nord- und Südküste, zu den Besuchermagneten zählen. Wie eingangs erwähnt, hat das Government die Eintrittspreise im Laufe weniger Jahre in fast unerschwingliche Höhen geschraubt. So kostet z.B. ein Tag, d.h. 24 Stunden, in der Massai Mara, im Samburu- und Buffalo Springs National Reserve, im Nakuru- und im Amboseli-Nationalpark für Touristen 90 US$! Andere Parks, etwa Tsavo-Ost und Tsavo-West, Nairobi, Meru, Aberdares, Mount Kenya und Mount Elgon sind mit 55 bis 65 US$ etwas „billiger“. Für die Campingplätze, die oft weder über Toiletten noch Wasser verfügen, hat der Tourist zwischen 20 und 30 US$ zu berappen, für special campsites gar 50 US$. Anders als im südlichen Afrika, in Namibia und Südafrika, sind die Zeltplätze nicht eingezäunt; Elefanten, Flusspferde, Kaffernbüffel, Hyänen und Löwen sind deshalb oft Besucher, die den nächtlichen Gang hinter einen Busch zwecks „Erleichterung“ nicht angeraten erscheinen lassen…
Badegäste aus Europa buchen oft eine kleine Bus-Safari, die in den Tsavo-Ost und -West führt und von dort aus in den etwa 100 km nordwestlich liegenden Amboseli-Nationalpark. Er ist berühmt für seine großartige Kulisse mit dem Kilimandscharo, der allerdings nicht selten in den Wolken steckt und dann höchstens am frühen Morgen für kürzere Zeit zu sehen ist.
Berühmt ist der Amboseli auch seiner zahlreichen Elefanten wegen. Die amerikanische Biologin Cynthia Moss erforscht die grauen Riesen seit 1972 und gilt neben dem Briten Ian Douglas-Hamilton als eine der besten Kennerinnen des Afrikanischen Elefanten. Im Amboseli sowie im Gebiet bis zu den Hängen des Kilimandscharo und zum Tsavo, leben rund 800 Elefanten, die von Cynthia Moss und ihren kenianischen Mitarbeitern nahezu vollständig katalogisiert worden sind.
Moloch Nairobi – trotzdem sehenswert
Vom Amboseli aus fahren die Touristen entweder an die Küste zurück oder aber über Namanga bzw. Emali nach Nairobi. Kenias Metropole ist laut, chaotisch, undiszipliniert, aggressiv, stinkend, überbevölkert – und nennt sich „green city in the sun“. Ein anderer Spitzname ist weniger schmeichelhaft, aber vermutlich ehrlicher: Nairobbery (robbery = Raubüberfall, Beraubung). Seit vielen Jahren halte ich mich nach Einbruch der Dunkelheit nur in Notfällen in der Stadt auf. Die Wahrscheinlichkeit, an einer Tankstelle, auf dem Weg nach Hause oder beim Verlassen eines Restaurants ausgeraubt zu werden, ist zumindest in Ostafrika nirgends größer als in Nairobi. Auch tagsüber ist es selbst im Zentrum der Stadt nicht ausgeschlossen, einer Bande von Taschendieben oder Gröberem in die Hände zu fallen – etwa beim Durchqueren eines Parks (von denen Nairobi eine ganze Anzahl hat) oder wenn man sich in Quartieren aufhält, von denen sich Weiße klugerweise fernhalten sollten, z.B. das Gebiet um die River Road.
Trotz seines zweifelhaften Rufs hat Nairobi einige durchaus besuchenswerte Sehenwürdigkeiten, etwa das Nationalmuseum und der benachbarte Schlangenpark, das Arboretum (nicht allein!) und die Kenyatta Avenue mit vielen guten, wenn auch nicht preiswerten, Einkaufsmöglichkeiten oder mit dem Besuch des legendären New Stanley Hotels und des nur einige Blocks entfernten Norfolk Hotels, das allerdings von Jahr zu Jahr schlechter, dafür teurer, wird 🙁
Last but not least: Wer zwei, drei Tage in Nairobi bleibt, sollte das Giraffe Manor in Langata besuchen, ein altes Haus aus der Kolonialzeit, mit großem Park, in dem die bedrohten Rothschilds Giraffen umherstolzieren. Oder Daphne Sheldricks Wildlife Trust am Rande des Nairobi Nationalparks, wo verwaiste und/oder kranke Elefantenbabies und ab und zu ein Nashorn gepflegt werden.
Wer für Tania Blixens „Out of Africa – Jenseits von Afrika“ schwärmt und den gleichnamigen Film liebt, kann das Tania Blixen Museum in Karen besuchen und noch ein bisschen „Kolonialluft“ schnuppern. Vom weitläufigen Park aus sieht man die blauviolette Silhouette der Ngong Hills.
Dann aber ist es Zeit, Nairobi zu verlassen und das etwa 200 km entfernte Massai-Mara Wildreservat anzusteuern.
Im dritten und letzten Teil lernen wir einige der landschaftlich schönsten und tierreichsten Naturschutzgebiete Kenias kennen – und leider auch einige Probleme des Naturschutzes, der Wilderei und der Biotopzerstörung.
© Texte: Willi Dolder
6 Antworten zu “Kenia – zwischen Himmel und Hölle, Teil 2”
Schöner Beitrag, danke Willi Dolder dafür.
90 $ für einen Tag im Nationalpark finde ich eigentlich nicht überteuert. Allerdings auch nur, wenn das Geld auch zur Erhaltung des und Pflege des Parks eingesetzt wird. Ob das so ist, kann ich natürlich nicht beurteilen.
Hallo Robin,
danke für deinen Kommentar.
Wenn ich mir die Durchschnittslöhne in Deutschland (und erst Recht in anderen EU-Ländern) anschaue, dann zweifle ich daran, dass viele Bundesbürger 90 US$ locker auf den Tisch legen (Mal Tage in den Parks, d.h. durchschnittlich 3-5 Tage). Eine Familie mit zwei Kindern kann sich das wohl kaum leisten. Hinzu kommen die Kosten für die Unterkünfte (Lodges) in den Reservaten, die inzwischen leicht mit 500 US$ für 2 Leute (pro Nacht) zu Buche schlagen – nicht selten aber 800 US$ und mehr.
Betrachte ich die Infrastruktur fast aller Parks und denke ich an die Gespräche, die ich mit zahlreichen Kennern der Szene geführt habe, dann zweifle ich sehr daran, dass die Millionen-Einnahmen vollumfänglich für die „Erhaltung des und Pflege des Parks eingesetzt“ werden. In der Mara erhalten die Massai communities als Landbesitzer einen Teil der Eintrittsgelder – und kaufen dafür natürlich weitere Rinder, Schafe und Ziegen. Und in der Trockenzeit treiben sie dann ihre vielhundert köpfigen Herden in das Wildreservat, weil ausserhalb alles abgeweidet und zerstört ist… In einem Jahrzehnt hat der Wildbestand z.B. in der Mara um 30 bis 40% abgenommen! Der Amboseli Nationalpark ist längst eine „Ruine“ und ein Besuch lohnt sich höchstens noch wegen des Kilimandscharos (dessen Sichtung allerdings höchst ungewiss ist, da er sich oft tage- und wochenlang in Wolken hüllt). Die Bekämpfung der Wilderei, besonders der Schutz von Elefanten und Nashörnern, ist äusserst mangelhaft, weil den Rangern Fahrzeuge, Kleinflugzeuge, Waffen und Kommunikationsmittel fehlen bzw. völlig veraltet sind. Allein im Laikipia- und Samburu-Gebiet ist der Elefantenbestand innerhalb von drei Jahren von 6 000 auf 4 000 Tiere dezimiert worden. Und, und, und…
Danke Willi für die ausführliche Antwort. Leider schaut es für mich so aus, als würden sich da Einige ein Stück vom Kuchen abschneiden, die sich nicht wirklich für das Land, den Park und die Tiere interessieren, sondern eher für die eigene Kasse und Begehrlichkeiten
Da hast du Recht, Robin. Aber für uns „alte Afrikaner“ ist es seit langem offensichtlich und durch unzählige Beispiele belegt, dass es auf keinem anderen Erdteil eine ähnlich grosse Vetternwirtschaft, Raffgier und Korruption gibt, wie auf dem Schwarzen Kontinent. Diese sind weder an Länder noch an Alter oder Geschlecht gebunden – sie sind allgegenwärtig. Und sie verhindern, dass Afrika in seiner Entwicklung nennenswerte Fortschritte macht. Traurig aber wahr.
Übrigens: der dritte und letzte Teil meines Berichts erscheint in den nächsten Tagen.
Ich war mal für ein halbes Jahr in Thailand. da hab ich schon mehr Korruption erlebt, als ich früher für Möglich gehalten hätte. Aber wenn es in Afrika noch schlimmer ist, dann ist das sicher ein riesen Problem. Ich habe selber erlebt, was es bedeutet, wenn man alles kaufen kann. Dass untergräbt einfach jeden geordneten Prozess, der für das Funktionieren einer gerechten Gesellschaft nötig ist.
Da können wir uns in Deutschland und der Schweiz sicher glücklicher schätzen, zumindest in diesem Punkt. Und wer jetzt über das Ausmaß an Korruption in Deutschland „jammert“ (ohne sie beschönigen zu wollen), der weis nicht was Korruption sein kann, die alle Lebensbereiche durchzieht.
Das Schlimmste in allen diesen korrupten „Zweit- und Drittweltländern“ ist, dass jedes Vertrauen in die Rechtstaatlichkeit fehlt und man der nackten Willkür ausgeliefert ist. Solange man Geld hat, kann man sich fast alles erlauben, sofern man die richtigen Stellen (das geht hin bis zu Richtern) „gnädig“ stimmt. Wer kein Geld hat, hängt. Und das ist meist der kleine Mann – und der Mzungu (Suaheli für Fremder, Weisser).