Letzten Freitag war unsere Abreise von München über Moskau in Richtung Shanghai, wo wir eine Nacht bleiben wollten, um am nächsten Tag weiter nach Manila zu fliegen. Ich hatte mich gar nicht erst großartig um die Flugtickets gekümmert, sondern auf Mel und MarSan vertraut, welche unsere Reise in Richtung Philippinen organisierten, da ich selbst noch zu viele andere Dinge vor meiner großen Tour regeln musste.
Nun liegt Shanghai bekanntlich in China, wo eigentlich Visumspflicht besteht; doch seit 01.01.2013 gibt es hier eine Neuerung, sodass Deutsche im Vorfeld kein Visum beantragen müssen, solange sie max. 72 Stunden im Verwaltungsbezirk Shanghai bleiben möchten – glaubten wir jedenfalls.
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Das Bodenpersonal von Aeroflot wollte uns nicht mitfliegen lassen
Der Schock kam kurz vor Boarding, als wir die Maschine der russischen Aeroflot besteigen wollten: bei der Kontrolle unserer Boarding-Karten fiel den Damen auf, dass wir kein Visum für Shanghai hatten. Wir sagten ihnen, dass auf den Seiten des Auswärtigen Amtes stand, dass es seit 01.01.2013 eine Sonderregelung gibt für Deutsche, die einen Transit-Aufenthalt in Shanghai machen wollen.
Diese brauchen kein Visum im Vorfeld, sondern erhalten ein 72-Stunden-Visum bei Ankunft in Shanghai. Doch die nicht ganz so flotten Aeroflot-Damen taten dies als Fehlinformation ab, was uns ein wenig unruhig stimmte – hatten wir uns da tatsächlich falsch informiert? Ich für meinen Teil konnte da gar nicht mitreden, zückte aber mein Smartphone und surfte die Website des AA an, und dort hieß es:
Und siehe da: Einreise möglich, Erhalt des 72-Visums. Wir konnten das Bodenpersonal jedenfalls dazu bringen, uns abfliegen zu lassen, wobei wir mit einem sehr mulmigen Gefühl gen Moskau reisten. Dort angekommen, auch hier am Transfer-Desk nur die Antwort einer obzwar recht hübschen russischen Dame auf unsere Fragen hin: es bestehe eine Visumspflicht für Shanghai, weshalb wir irgendwie an unser Gepäck kommen mussten, um dann nach Manila weiterfliegen zu können.
Da wir ja kein Visum hätten und nicht in Shanghai einreisen könnten, mussten wir also damit rechnen, unser Gepäck zu verlieren und zudem 24 Stunden am Flughafen zu kampieren, da wir unser schon gebuchtes Hotel nicht aufsuchen dürften.
Wir erhalten das 72-Stunden-Visum in Shanghai
In Shanghai angekommen, gaben uns das Bodenpersonal und auch die strengen Polizeibeamten grünes Licht, stempelten ein 72-Stunden-Visum in unsere Reisepässe, und wir konnten es schon gar nicht mehr glauben, dass es nun doch funktioniert hatte.
Es ist nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn man uns in München nicht hätte abreisen lassen. Als kurzes Zwischenfazit könnte man ziehen: traue niemals auf irgendein Geschwätz von anderen Leuten – auch wenn sie darauf pochen, dass sie ihren Job „schon seit 10 Jahren machen, und es ja deshalb besser wissen müssten“. Letztlich hatten wir uns doch richtig informiert, und auch schon beim Check-In in München hatte es keine Probleme gegeben, weil der lustige Herr von Aeroflot offenbar der einzige war, der ebenfalls auf dem neuesten Stand in Bezug auf das China-Visum in Shanghai war.
Nun mussten wir vom Flughafen Pudong, Shanghai, noch irgendwie zum Hotel kommen. Da ich schlauerweise vorher gebucht, jedoch die ausgedruckte Buchungsbestätigung im Büro liegen gelassen hatte, ging nun das große Rätselraten los: die Leute vom „Taxiservice“ hatten keine Ahnung von unserem Hotel und verstanden auch kaum ein Wort Englisch.
Als ich auf einem iPhone irgendeines Mitarbeiters das Regius Exhibition Hotel in Pudong ausfindig gemacht hatte, meinten sie lapidar, dass es ca. 35 km entfernt liegen würde und eine Fahrt dorthin ca. 500 Yuan kostet – also ca. 70 Euro. Da ich letztes Jahr in Vietnam schon ähnliche Erfahrungen gemacht hatte bzgl. (maßlos überteuerten) Taxiservice-Angeboten, lehnte ich das Anerbieten ab, ließ mir jedoch den Namen des Hotels noch auf Chinesisch aufschreiben und ging mit meinen Reisegefährten erst einmal aus dem Flughafengebäude heraus.
Ein Polizist, dem wir unser Zettelchen mit dem Hotelnamen zeigten, meinte, dass es ca. 200 Yuan kosten würde – und er hatte Recht. Das Hotel lag ca. 50 (!) km entfernt vom Flughafen, und nach einer etwas längeren Taxifahrt waren wir tatsächlich an unserem Zwischenstopp angekommen.
Merke: niemals ohne Hotel-Buchungsbestätigung (auch mit chinesischen Angaben) nach China reisen und vorher auf Google Maps schauen, wie die Entfernungen liegen; denn laut Agoda hätte das Hotel angeblich nur ca. 6 km vom Flughafen entfernt liegen dürfen…
Lunch im chinesischen Restaurant
Nachdem wir uns eine ausgiebige Nachtruhe verdient und auch über das Maß geschlafen hatten, wurden wir vom Reinigungspersonal aus dem Schlaf geklopft und auf Mandarin zugetextet, verließen unsere Hotelzimmer dann kurz vor Check-Out um 14:00 Uhr. Der ursprüngliche Plan war, die City von Shanghai etwas unsicher zu machen, doch der Regen draußen war nicht sehr einladend – so entschieden wir uns erst einmal für ein Lunch im zum Hotel gehörenden Restaurant.
Auch hier wurde wie erwartet kein Englisch gesprochen, weshalb wir einfach mal auf gutaussehende Leckereien auf der Speisekarte zeigten. Ehrlich gesagt wussten wir zu keinem Zeitpunkt, um welche Speisen es sich genau handeln könnte, aber es war auf jeden Fall überall Fleisch (Schwein und evtl. Hund) dabei, was wir eigentlich vermeiden wollten – aber wir mussten ja die Katze im Sack bzw. in der Suppe bestellen, da wir ja des Chinesischen nicht wirklich mächtig waren.
Insgesamt alles recht gewöhnungsbedürftig, aber ich konnte ein wenig um das Fleisch herumessen, was auch recht schmackhaft war – u.a. waren Erdnüsse, Tofu und etwas Gemüse dabei. Wir waren für die restlichen Gäste des Restaurants wohl absolute Exoten, wurden dennoch oder gerade deswegen freundlich zu einem riesigen Stück Torte eingeladen und permanent von allen Seiten bestaunt.
Nach diesem außergewöhnlichen Lunch ging es dann mit dem Taxi zurück in Richtung Flughafen, wobei wir nur halb so viel für diese Fahrt bezahlen mussten und auch ca. 20 km weniger brauchten als noch die Nacht zuvor – aber was soll´s. Der erste Eindruck von Shanghai: gigantisch, riesige Hochhausanlagen mit Wohnungen für unzählige Millionen Menschen; die Spuren der Planwirtschaft waren überall zu sehen. Die Weitläufigkeit der chinesischen Stadt samt Umgebung hatte ich mir dann doch nicht so gewaltig vorgestellt.
Als wir dann am Airport Pudong wieder angekommen waren, entschieden sich Mel und MarSan nach ein wenig Hin und Her für eine Bummeltour nach Shanghai City mit Maglev und Subway, ich blieb freiwillig samt Gepäck am Flughafen – sechs Stunden Restzeit bis zum Check-In waren mir persönlich dann doch zu wenig für eine ausgiebige Seightseeing-Tour in der Stadt; zudem hatte ich ohnehin noch vor, im Mai einen Trip von Shanghai nach Peking zu machen, um mir das alles mal genauer anzusehen.
Ich versuchte ein paar Mal, mich ins Wi-Fi eines Restaurants einzuwählen, scheiterte jedoch mehrmals kläglich – wer weiß, wie viele Barrieren hier eingebaut waren, um die E-Mails unzensiert in meinem GMX-Account abrufen zu können…
Anbei noch ein paar Schnappschüsse von Mel und MarSan, die unermüdlich nach Sehenswürdigkeiten in Shanghai Ausschau gehalten hatten:
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6 Antworten zu “China: Einreise nach Shanghai mit Visum oder ohne?”
Das ist ja mühsam! Ich überlege mir im Sommer auch in Peking umzusteigen und von dieser Regelung gebrauch zu machen.
Weisst du eigentlich, wie das genau mit den 72 Stunden gezählt wird? Mein Flug würde abends gegen 11 Uhr ankommen. Kann ich da einfach eine Stunde im Flughafen warten und erst nach Mitternacht zur Immigration gehen und auf diese Weise einen zusätzlichen Tag gewinnen? Bei dir im Pass siehts ja so aus, als wäre nur der Tag notiert worden und nicht auch die Uhrzeit.
Hi Oli,
das müsste möglich sein, aber geh lieber auf Nummer sicher und ruf mal bei der Botschaft an – mit den Polizisten ist tatsächlich nicht zu spaßen, und die haben uns schon ein wenig ungläubig bei der Immigration angeschaut…
[…] Some weeks ago, I left Germany with my brother Mel and MarSan to finally arrive the Philippines after some short stopovers in Moscow and Shanghai. […]
Das ist natürlich ein Ärgernis wegen dem Visa ! Aber diese 72 h die man jetzt hat werden mir zu gute kommen ! Danke für die Schilderung deiner Erlebnisse !
Hallo, Eure Bedenken hinsichtlich der Speisen waren nicht nötig, da man in den großen Städten in China nur in ganz ganz wenigen Restaurants und dann auch nur auf besonderes Verlangen Hund serviert bekommt.
Hallo Alexandra,
gut zu wissen! Aber für uns als China-Neulinge war das ja alles noch Neuland, weshalb wir da schon „ein kleines Bisschen“ verunsichert waren:D